BERG DER GÖTTER

Sagen der antiken, griechischen Mythologie von Michael Köhlmeier
in einer Kurzfassung von Toni Niederwieser.
“Das knappe ist das Schwere”

Seit meiner Jugendzeit, in der ich 4 Jahre den Sommer als Schankbusche, Kellner und Schafhirte arbeitete, beschäftige ich mich mit dem Wildseeloder, dem Hausberg Fieberbrunns.

Im Winter bestaunt die Welt die Freeride World Tour,  im Sommer ist der Wildsee auf über 1.800m Anziehungspunkt und Stolz der Einheimischen und Gäste. Fieberbrunns Olymp sozusagen.

Die älteste Fotografie auf Glasplatte ist in Besitz unseres Heimatmuseums, eine Aufnahme, die mit dem Beginn des Tourismus und dem Bau der Schutzhütte das Lieblingsmotiv schlechthin wurde. Das klassische Postkartenmotiv. Blauer Himmel. Blaues Wasser. Ohne Wolken. Ohne Mystik.

Vor etwa einem Jahr begann ich Fotos dieser klassischen Ansicht zu machen.

Dabei ging es mir nicht um die Erstellung eines weiteren Postkartenmotives. Vielmehr wollte ich die unterschiedlichsten Stimmungen, die uns täglich geboten werden, farbenprächtig festhalten. Vor  und nach Sonnenauf- und Untergang.

12 Bilder, in 12 Monaten, für 12 Götter sind dabei entstanden. Immer diese eine Ansicht, immer die gleiche Kulisse. In den vielen Stunden, die ich auf göttliches Licht gewartet habe, sind mir die Erzählungen der griechischen Mythologie von Michael Köhlmeier in den Sinn gekommen.  Geschichten der antiken Götter, die heute aktueller denn je sind.

Und da kam mir der Gedanke:  „Was wäre, wenn die Götter den Wildseeloder als ihren ständigen Wohnsitz gewählt hätten?“

Dieser Gedanke begleitete mich ein ganzes Jahr, so entstanden die Bilder zu "Berg der Götter". Ein Bild für jeden Gott.

Ich habe "Berg der Götter" dem Autor und Schriftsteller Michael Köhlmeier präsentiert .

" Ihre Bilder sehr sehr schön, stimmungsreich, und die Zuordnung und Beschreibung
der Götter natürlich richtig und gekonnt formuliert, das Knappe ist das Schwere."

Vielen Dank und viel Erfolg, ich grüße Sie, Michael Köhlmeier.

Am Anfang war das Chaos.

Der Mythos stellte sich ja die selben Fragen, die man sich heute in der Physik stellt.
Wie hat alles begonnen, wie hat sich alles entwickelt.

Die Griechen sagen, am Anfang war das "Chaos" und haben sich darunter genau so wenig vorstellen können, wie die Hebräer unter dem "Tohuwabohu". Das Chaos war alles und nichts.

Aber irgendwann hat dieses Chaos etwas ausgespuckt. Etwas großes Unförmiges, etwas das man gar nicht fassen kann, das noch keinen Namen hatte. Und dieses große Unförmige lag nun da und irgendwann gefiel es diesem großen Unförmigen einzuatmen. Man fragt sich natürlich, was hat dieses große Unförmige eingeatmet.

Es hat das Nichts eingeatmet. Und dieses Nichts hat sich dann in Luft verwandelt. Als dieses große Unförmige die Luft wieder ausgeatmet hat, ist daraus der Himmel entstanden. Und im selben Augenblick hat dieses große Unförmige einen Namen bekommen. Gaja die Erde, Uranus der Himmel.

Der Himmel ist also in der griechischen Mythologie ein Sohn der Erde, gleichzeitig aber der Liebhaber, der Gatte der Erde. Denn alles hat ja erst begonnen. Und sie liebten einander. Der Himmel lag auf der Erde. Und die Erde hat wunderschöne große Wesen, die Titanen geboren. Erde und Himmel haben sich gefreut. Die Erde hat sich ein wunderschönes Hochzeitskleid angezogen, das waren die Blumen, die Gräser, die Wälder.

Und dann hat sich alles auf einmal gewendet. Die Erde hat nicht mehr schöne Wesen hervorgebracht. Sie hat hässliche, gigantisch große unförmige Wesen hervorgebracht. Das waren die Kyklopen und dann noch grausiger, die 100armigen. Dem Himmel Uranos hat das überhaupt nicht gefallen. Er hat seine Kinder, die er so verachtet hat, zurückgestoßen in den Schoss der Erde. Und Gaja, die Erde hat sich vor Schmerzen gekrümt und es entstehen Berge und Hügel. Sie hat unter Schmerzen geweint und es entstehen Bäche, Flüsse, Seen und auch die Meere.

Dann hat Gaja ihren Lieblingssohn, den Titanen Kronos, gebeten er möge dem ganzen ein Ende machen. Sie hat auf ihrem Rücken einen Feuerstein, hart wie Stahl, wachsen lassen und zu einer Sichel gekrümmt. Kronos, ihr Sohn, hat diese Sichel genommen und während des Geschlechtsaktes zwischen Gaja und Uranos, seinem Vater das Glied abgeschnitten. Und er wirft es mit einer Geste der Verachtung über seine Schulter hinter sich. Bis heute ist diese Geste, des sich hinter sich Werfens, eine Geste der Verachtung geblieben. Die Blutstropfen, die dabei auf die Erde fallen, verwandeln sich in die "Erinnyen", drei Rachegöttinen. Das Glied landet im Meer und verbindet sich mit dem Schaum des Meeres. Daraus entsteht Aphrodite, die Göttin der Liebe. Als allererste Gottheit, ist sie die Urgottheit schlechthin. 

 Kronos hat seinen Vater Uranos gestürzt und hat die Macht an sich gerissen. Er war nun der Herrscher und hat sich verheiratet mit Rhea, seiner Schwester. Als seine Frau Kinder auf die Welt brachte erinnert er sich, was Söhne ihrem Vater antun können und er frisst sie gleich nach der Geburt auf. Beim letztgeborenen Sohn Zeus wickelt sie den Nabelstein ihrer Muter Gaja in eine Windel und ihr Mann Kronos verschluckt nichtsahnend den Stein. Rhea bringt Zeus, ihr Lieblingskind, nach Kreta und versteckt ihn in einer Höhle.

Auf Kreta lebt Zeus ganz alleine. Er trifft Metis, eine Okeanide, eine Tochter des Ozeans.

Die Lieblingsbeschäftigung von Zeus ist es, hinter Frauen her zu sein, eine für die ganze Mythologie folgenschwere Begegnung, da Metis Zeus die Liebe lehrte. 

Zeus erzählt Metis, dass er eigentlich Geschwister hat, die sein Vater Kronos gleich nach der Geburt verschlungen hat. Und er sich nach diesen Geschwistern sehnt, obwohl er sie ja noch gar nie gesehen hat. Und Metis, die auch "der gute Rat" bedeutet, gibt ihm ein Kraut und sagt, er solle dieses Kraut seiner Mutter Rhea bringen, damit diese es unter die Speise seines Vaters Kronos mischen kann. Das Gift tat seine Wirkung, Kronos musste sich übergeben und spie die Kinder, die er verschlungen hatte, alle unversehrt aus.

 Ans Tageslicht kommen Hestia, Hera, Demeter, Poseidon und Hades, die sich ihrem jüngsten Bruder Zeus anvertrauen und gegen ihren eigenen Vater Kronos und seine Titanen, einen langen erbitterten Krieg führen. Am Ende haben Zeus und seine Geschwister, mit Hilfe der 100armigen und anderer Zwischenwesen, diesen Krieg gewonnen, haben sich den Namen GÖTTER gegeben und eine neue Herrschaft errichtet.

ZEUS

Sohn von Kronos und Rhea,
er entthronte seinen Vater
und wurde zum mächtigsten
König der Götter, nachdem
er harte Kämpfe gegen
Titanen und Giganten führte.


Gott des Blitzes, Donners und der Luft.


Er schuf die 12 Götter des Olymp
aus seinen Geschwistern und Kindern.

POSEIDON

Sohn von Kronos und Rhea,
Bruder der Göttin Hera und Zeus.

Gott des Meeres, gefürchtet
wegen seines aufbrausenden und jähzornigen Charakters.

Vor jeder Fahrt baten die Seeleute um seinen Segen damit die See ruhig blieb.

HERA

Göttin aus der Verbindung zwischen Kronos und Rhea.

Von Zeus als Gemahlin erwählt,
damit Göttin des Olymp.

Gebieterin über den Himmel
und Schutzherrin der Ehe und Frauen.

DEMETER

Tochter von Kronos und Reha,
Schwester und Geliebte von Zeus.

Fruchtbarkeitsgöttin für
Wachstum und Ackerbau.

Mutter und Tochter stehen für
die wiederkehrenden Jahreszeiten
und das wieder erstarken der Natur.

APOLLON

Sohn des Zeus und der Leto.

Gott der Poesie, der Künste
und des Lichts.

Wunderschön und sehr klug,
galt er als der Lehrmeister der Musik
und war mit der Heilkunst vertraut.

ARTEMIS

Tochter von Zeus und Leto.

Als Göttin der Jagd, zähmte sie alle
wilden Tiere, um die Natur und
hilflose Jungtiere zu schützen.

Schutzpatronin der Jungfrauen
und der Geburt.

ARES

Ehelicher Sohn des Zeus und der Hera.

Gott des Krieges, er liebte Schlachten
und blutige Auseineindersetzungen.

Er war sehr unbeliebt.

APHRODITE

Urgottheit, geboren aus
dem Schaum des Meeres.

Als schönste unter allen,
war sie die Göttin der Liebe.

Sie schenkte den Menschen
die Leidenschaft.

HEPHAISTOS

Stammt aus der Ehe Zeus
und der Göttin Hera.

Gott der Vulkane und des Feuers,
auch Schmiedegott genannt, wegen
seiner handwerklichen Begabung.

DIONYSOS

Sohn des Zeus und
der schönen Semele.

Gott des Weines,
Vergnügens und Theaters.

Jüngster der olympischen Familie.

Wolfgang Schwaiger

Dem Fieberbrunner Hausberg das Prädikat „Berg der Götter“ zu geben, ist das eine Anmaßung, eine schamlose Übertreibung, ein schlechter Witz oder grenzt es gar an Blasphemie? Nein, es ist nichts von allem, es ist nicht mehr oder weniger eine treffende Annäherung an ein natürliches Phänomen, dem Wildsee, mit dem der „Loder“ die Menschen seit Jahrhunderten in den Bann zieht.

Bei Kunstfieber 2019 überraschte der Fieberbrunner Fotograf Toni Niederwieser mit einer Kleinserie über ein sich wiederkehrendes und eigentlich nicht unbekanntes Motiv am Wildsee die zahlreichen Besucher. Auf Hochformattafeln präsentierte er unter dem Überbegriff „Berg der Götter“ den Lodersee in unterschiedlicher Stimmung und Farbgebung. Und untertitelte alles mit einer der größten Geschichten der Menschheit, den griechischen Götter- und Heldensagen. Treffsicher, passend, animierend und verwirrend zugleich. Aber das ist auch ein Markenzeichen des Naturfotografen Toni Niederwieser, aus scheinbar Bekanntem Neues zu sehen, zu beobachten und festzuhalten.

Und gerade dieser Zeitpunkt, den es zu erwarten gilt, ist das Elixier einer guten Aufnahme. Geduld, Ausdauer, Strapaze und Verzicht sind gefordert, um den Göttern näher zu kommen, jenen Wesen, die ganz besonders in der griechischen Antike ja alle guten und schlechten Eigenschaften der Menschen inne hatten und sie auch bis zum Exzess auslebten. Exzessiv sind auch die Motive, die den Betrachter in eine bestens bekannte und gleichzeitig unbekannte Welt führen und diesem einen neuen Weg zeigen, der beweist, dass diese Kunst noch ungeahnte Reserven in sich birgt, die es noch, oder vielleicht auch wieder zu entdecken gilt.

Toni Niederwieser, seines Zeichens spätberufener Fotografenmeister und immerwährender Hobbyfotograf, hat alle Genres der „Kunst des Ablichtens“ vorerst autodidakt durchgemacht, vom klassischen Celluloid, der Entwicklungsarbeit in der Dunkelkammer, der Beschäftigung mit Diapositiven bis hin zur Digitalfotografie mit außergewöhnlichen Apparaturen und Objektiven. Obwohl er sich noch am Anfang seiner großen Leidenschaft fühlt, präsentiert er bei der Dorfausstellung 2020 in Fieberbrunn das hochwertige Ergebnis einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie.

Das freut uns und macht stolz.

Wolfgang Schwaiger

Obmann Kulturausschuss der Marktgemeinde Fieberbrunn

Älteste bekannte Ablichtung des Wildseelodersees gegen die Loferer Steinberge, um 1890. Fotografie auf Glasplatte aus dem Fotoarchiv der Marktgemeinde Fieberbrunn. Fotograf unbekannt.

Herrgott am Wildseeloder, Mai 2008.
Fotograf bekannt.

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